Die Geschichte der Juden in Iglau

Juden werden in Iglau, in einer mit dem Stadtsiegel und durch König Wenzel I. und dem Przemysl Ottokar Markgraf von Mähren im Jahre 1249 bestätigten und zum Stadtrecht gehörenden Urkunde ("über den Verkehr und die Vermischung mit Juden") erstmals erwähnt.
Die unzüchtige Gemeinschaft ( Beischlaf) zwischen Juden und Christen wird hierin verboten und mit "Lebendig begraben" bestraft.

( siehe:Über das Iglauer Judenrecht Tomascheks, Iglauer Oberhof Seite 47, 52)


Iglauer rechtsbuchSpäter begünstigte man die Ansiedlung der Juden in Iglau, so verordnete König Johann ( dd. Brunae VI. Idus Sept 1323), dass
zukünftig nur noch böhmische und schlesische Kaufleute, Brünn und die anderen königlichen Städte, Tücher von Brüssel, Gent, Ypern oder anderer Gattung und Farbe ( mit Ausnahme der grauen), verkaufen dürfen.

Sein Sohn Markgraf Carl, der spätere Kaiser Karl IV. erkannte, dass die Juden zur Belebung der Wirtschaft beitrugen. Daher forderte er Richter und Geschworene ( judex et jurati) der Stadt Iglau auf, alle in der Stadt und aus anderen Städten zuziehende Juden samt ihren Familien zur Förderung des Handels aufzunehmen.
Die Iglauer Juden versuchten hauptsächlich mit der Woll - und Tuchwarenverarbeitung in Iglau Fuss zu fassen. Wie aus dem Iglauer Archiv
( in der Urkunde XIX) weiter zu lesen ist versicherte er den Iglauern, dass er alles was sie den Juden zugestehen würden achten und anerkennen werde. Sollten die aufgenommenen Juden über die Ihnen zugemachten Geständnisse, jedoch der Stadt zur Last fallen, was ihm fern sein möge, so soll es den Iglauer Bürgern gestattet sein die Juden anzuhalten wieder dorthin zugehen woher sie gekommen seien.
Um den Juden jedoch einen zusätzlichen Anreiz zu verschaffen, sonderte er sie von der Gemeinschaft aller übrigen Juden in Mähren besonders von jenen in Brünn ab und befreite sie hinsichtlich der Steuern
(contributiones), [als in anderen Geschäften von den besagten übrigen Juden gänzlich befreit sein]. 
(Pragae fer. V. post festum S. Bartholomaei1345)
Bild links: Iglauer Rechtsbuch               
Auf Grund dieser an die in Böhmen und Mähren lebenden Juden ergangene Aufforderung sich in Iglau niederzulassen und den damit verbundenen Privilegien kamen zahlreiche Juden nach Iglau und liessen sich im westlichen Teil der Stadt nieder.
Schon bald hiessen die von Ihnen bewohnten Gassen, die vordere und hintere Juden Gasse. Hier errichteten sie später auch eine Synagoge.

Die Bedingung für die Aufnahme in Iglau, war die Entrichtung der Grundlosung (Losunga) von ihren Häusern, des Schutzgeldes (angariae ) der Hilfsgelder und Beden ( subsidia et auch perangariae und servitia) welchen auch die übrige Bürgerschaft unterworfen war. Diese Gelder wurden für Wasserleitungen und ähnliche komunale Zwecke verwendet. In die landesfürstliche Kammer zahlten die Juden die Vermögenssteuer (census) .
Während die Juden in den Jahren 1348 - 1349, als vermeintliche Urheber der über fast ganz Europa verbreiteten Pest, überall den schrecklichsten Verfolgungen ausgesetzt waren, genossen die Iglauer Juden den Schutz Karls und des Markgrafen Johann von Mähren, welcher nach dem großen Brand (1353) dem beinahe ganz Iglau zum Opfer gefallen war, den Iglauer Juden als den Kammerknechten
("servi camerae") für fünf Jahre Steuer - und Zinsfreiheit gewährt hatte.

Die Juden genossen die volle Sicherheit des Lebens und des Eigentums und lebten ruhig unter den christlichen Bürgern der Stadt. Sie forcierten den Handel mit anderen Orten und unterstützen Unternehmensgründungen von christlichen Mitbürgern mit Darlehen. Denn sowohl Einheimische als auch Fremde suchten oft bei den Juden finanzielle Hilfen. Selbst religiöse Gegenstände wurden Ihnen in schlechten Zeiten verpfändet, wie zum Beipiel die Infel des Abtes von Trebitsch, welcher dieselbe im Jahre 1410 durch die Bürger Neyper und Trian für 20 Schock Groschen den Juden Jachym und Judman verpfändete.
Die Iglauer Stadtbücher aus dem 14. Jahrhundert sind voll von Schuldverträgen zwischen Juden und Christen. Es werden darin die Juden Baruch, Abraham, Judman, Chadym, Ryble, Elias, Rachem, Israel, Behusche, Isak, Schwabliner, Schnewolf, Boltheri, Reykon, Moseglin unter anderen erwähnt.
Nachdem ein großer Teil der Iglauer Bürger bei den Juden verschuldet war, und einige Juden dies je nach Charakter ausnützten und teilweise überhöhte Zinsen verlangten wurden alle über einen Kamm geschert und die Iglauer wollten sich der Schuldenlast nach dem Beispiel anderer Länder und Orte entledigen.
Im ganzen Lande wurden die Klagen über jüdischen Wucher laut und deshalb wurden auf Drängen einiger Standesherren und des Olmützer Bischofs Konrad, alle über zehn Jahre alten Schuldverschreibungen im ganzen Land für ungültig und nichtig erklärt.
Die Verbrechen, deren man die Juden damals für gewöhnlich beschuldigte, wie zum Beispiel Kindesmord, Brunnenvergiftung oder Hostienschändung, konnte man die Iglauer Juden nicht beschuldigen, also bediente man sich des Arguments, dass den christlichen Bewohnern von Iglau durch die regen geschäftlichen Verbindungen der Juden mit den benachbarten Taboriten, den von der Kirche als Ketzer gebrandmarkten Böhmen große Gefahr in ihrem Seelenheil drohe.
In der Tat fanden die hierin gemachten Anschuldigungen der Iglauer Bürger beim Markgrafen Albrecht von Habsburg auf fruchtbaren Boden. Dieser hatte im Jahre 1424 die Markgrafschaft Mähren von seinem Schwiegervater dem Kaiser Sigismund erhalten, damit er Mähren gegen die Hussiten schütze. 1420 ließ dieser in seinem Erblande Österreich alle Juden wegen gotteslästerlicher Handlungen abstrafen und ausweisen.
Im Jahre 1426 befahl er alle Juden, wegen angeblicher Einverständnisse mit den Taboriten, aus Iglau zu vertreiben. Der Befehl wurde auch streng vollzogen und die Juden mussten nach 81jährigen Aufenthalt in Iglau ihre unbeweglichen Güter und ihre Schuldforderungen zurücklassen und aus der Stadt ziehen. Viele der jüdische Familien zogen nun in die benachbarten Ortschaften Puklitz, Triesch, Pullitz, Pirnitz und gründeten dort erste jüdische Gemeinden.
In Iglau haben zwei Synagogen existiert. Die Alte Synagoge wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert erbaut.

Die verlassenen Judenhäuser ließ Markgraf Albrecht unter die christlichen Einwohner verteilen, die Synagoge oder die Judenschule schenkte er dem Iglauer Armenspital( Wien, an St. Georg 1427). Der Magistrat der Stadt Iglau und die Kirchengemeinde wollten diese Synagoge in eine Kapelle zu Ehren des heiligen Leichnams Christi, sowie der 10.000 Märtyrer umgestalten. Sie sollte mit mehreren Priestern besetzt werden jedoch ohne Seelsorge, da Iglau bisher nur eine einzige Pfarrkirche hatte. Im Jahre 1427 bestätigte Papst Martin V. die Gründung dieser Kapelle, weil alle außerhalb der Stadt gelegenen Kirchen im Verlauf der Hussitenkriege vernichtet worden waren.
Markgraf Albrecht von Habsburg gestattete den Iglauer Bürgern welche ein Armenhaus ( domum pro colligendis pauperibus) für betagte und verwitwete Bürger mit einer Kapelle und Priestern zu deren Dienst bauen und stiften wollten, die Einkünfte, Zinsen ( bona praedialia) und Hofgründe mit Ausnahme der Lehensgüter in Mähren zu erwerben oder zu kaufen. Die Anstalt damit durch eine Stiftung zu fundieren und in der mährischen Landtafel versichern zu lassen ( Vienna feria IV. post festum S. Antonii 1434).

Doch diese Entscheidung blieb lange nur ein frommer Wunsch. Wegen des andauernden Hussitenkrieges wurde die Synagoge erst im Jahre 1509 durch eine Initiative des Iglauer Bürgers Leonhard Merbot in eine Kapelle mit zwei Altären umgebaut. Daneben ließ er ein Krankenhaus errichten, in welchem auch die beiden Stiftspriester wohnen konnten.
IDie erste Messe wurde 1506 gelesen und 1509 wurde die Kapelle vom Olmützer Weihbischof Dr. Martin Göschel, einem Sohn des Iglauer Bürgers Michel Göschel, dem hl. Körper Christi geweiht. Zu der Stiftung bestimmte Merbot ein Kapital von 520 Schock mährischer Groschen. ( Stiftsbrief vom 17.10. 1511) Die Kapelle wurde später von Nicht-Katholiken profaniert (entweiht, ins alltägliche herabgezogen) und als Schatzkammer verwendet, im 19. Jahrhundert gar als Pferdestall eines Wirtshauses genützt.

Iglau war Vorreiter bei der Judenvertreibung aus den königlichen Städten Mährens.
Es war eine der ersten Regierungshandlungen von Albrechts Sohn, Ladislaus dem Nachgeborenen, die Juden, wegen Wuchers aus Iglau, dann auch aus Brünn, Olmütz, Znaim, Neustadt (1454) und später auch aus den anderen Orten zu vertreiben.

Doch ungeachtet dessen kehrten wohl viele Juden wieder dahin zurück, denn in den Stadtbüchern erscheint 1462 ein Garten im Besitze eines Juden und im Jahre 1463 gehörte ein Haus in der Judengasse dem Juden Maestellin so gibt es noch weitere derartige Fälle.
Obwohl das alte Meilenrecht die Iglauer Gewerbsleute weitgehend schützte, da man diesem zufolge innerhalb einer Meile von der Stadt kein Bier, Wein oder Salz verkaufen und kein Handwerk betreiben durfte, so klagten doch die im Jahre 1576 dort ansässigen 9 Krämer über Gewerbebeeinträchtigungen durch die Welschen und Marketender und über die auf den städtischen Gründen hausierenden Juden von Triesch, Battelau und Lobeskirchen und verlangten die Beschränkung der ersteren auf die Wochenmarktfreiung und die gänzliche Ausschließung der Juden. (Christian d' Elvert: Zur Geschichte der Juden in Mähren und östr. Schlesien)
Dass die Juden trotzdem in Iglau Eingang fanden, geht allein aus der Tatsache hervor, dass nach dem Abzug der Schweden welche Iglau belagerten, der Stadtrat darüber Klage führte (1648) , dass die Juden, welchen bisher die Ausübung des geringsten Handels nicht gestattet worden war, sich nun unterstehen, ihre betrügerische Handlungen auszuüben und öffentlich in der Stadt hin und wieder zu laufen.
Sie durften Iglau seit ihrer Vertreibung nur einzeln und unter gewissen Umständen wieder betreten, sich aber nicht in ihr aufhalten. Es gab in dieser Zeit viel Streitigkeiten und Klagen über das Einschwärzen von Fleisch, Handel mit mangelhaften Waren, Wollkauf und anderem mehr. Diese Streitigkeiten wurden durch die allgemeine Vorschrift vom 18. Mai des jahres 1709 geschlichtet. Diese Vorschrift regelte den Handel an Wochen - und Jahrmärkten, den Zugang zu den Städten für mährische Juden, sie durften die Stadt nur durch ein bestimmtes Tor und gegen Einlaßgeld betreten ( in Iglau 15 Kreutzer nebst Mauth), die Übernachtung an einem bestimmten Ort in der Vorstadt., insbesondere durften die Juden nur von einem Iglauer gekaufte Wolle wieder nach Iglau einführenund verkaufen. In den Jahren 1708 -1782 mussten die Juden in Iglau, Brünn, Olmütz, Znaim die jüdische Leibmaut oder das Einlassgeld mit 15 Kreutzer., später mit 17 Kreutzer entrichten, in anderen königlichen Städten mussten sie für einen Tag Aufenthalt 7 Kreutzer zahlen.
Durch die am 29. Mai.1747 mit dem aller höchsten Rescripte bestätigten Iglauer Handelsartikel und Satzungen wurden die Verbote des Hausierens außer an den Jahrmärkten ( besonders der Erlass vom 15. April 1717) erneuert, da das Hausieren sowohl in den Städten als auf dem Lande in vollem Gange war und sowohl von ausländischen katholischen und nicht katholischen Personen, als auch von Juden betrieben wurde.

Die nach Iglau kommenden Juden durften damals nicht einmal über Nacht in der Stadt bleiben und mussten sich im Gasthause an der Triescher Strasse außerhalb der Stadt einquartieren. Die Stadt durften sie nur durch das Frauentor betreten und hatten 15 Kreuzer Maut Einlassgeld zu zahlen. Die neue Iglauer Mauttabelle vom Jahre 1725 belegte überdies einen vorbeigehenden Juden mit 3 Kreuzer
einen mit Hausrat vorüberziehenden Juden mit 40 Kreuzer und eine mitgeführte Leiche mit 30 Kreuzer
Die jüdische Leibmaut, beziehungsweise das Aufenthaltsgeld wurde auf 15 Kreuzer für einen Aufenthaltstag festgesetzt.
Den letzten Versuch, die Juden aus Böhmen, Mähren und Schlesien zu vertreiben, machte ausgerechnet die fromme Kaiserin Maria Theresia 1745 (Tochter und Nachfolgerin von Kaiser Karl VI.), nachdem sie bereits ein Jahr zuvor verfügte, diese aus Prag, Brünn und Olmütz zu vertreiben. Der böhmische Hofkanzler Graf Kinsky konnte sie nur mit Mühe dazu bewegen, diese Anordnung zu mildern. Erst als die Stände ihr den zu erwartenden Steuerausfall vorrechneten, verschob sie den Ausweisungsbefehl um 10 Jahre.
Danach wurde er quasi „vergessen“.
Eine systematische Regelung der Ansiedlungsverhältnisse der Juden in Mähren erfolgte durch das Patent des Kaisers Franz II 1798, in dem 52 Judengemeinden in Mähren geschaffen wurden. Es waren Gemeinden, in denen Juden und jüdische Einrichtungen seit langem existierten. Später wurde es wenigen Juden auf Grund besonderer Privilegien erlaubt in Iglau zu wohnen, so dem Tabakdistriktverteiler Nathan Pinkus, dessen Tochter Malka sich im Jahre 1785 hatte taufen lassen. Im Jahre 1795 durften einige Juden auf Grund eines Privilegiums zur Erzeugung hoher Kerzendochte in Iglau wohnen.
Im Jahre 1837 gab es in Iglau bei einer Gesamteinwohnerschaft von 15.843 Personen nur 31 Juden
Noch 1840 lagen Polizeianzeigen beim Magistrat vor, denen zufolge sich Juden, wie Kohn aus Jamnitz, Kopperl aus Triest und Weissenstein aus Pirnitz ohne Bewilligung in Iglau aufhalten. Auch 1841 wiederholte der Magistrat ein Verbot, Juden Wohnungen oder Übernachtungsquartiere zu vermieten.
Nach dem Jahre 1848 erfreute sich Iglau eines großen Zuzuges der Juden aus der nächsten Umgebung.
Sie kamen aus Pirnitz, Triesch, Battelau, Gross-Meseritsch und auch aus Böhmen. Die industriell aufstrebende Stadt mit ihrem schwunghaften Handel ermöglichte es den jüdischen Einwohnern, bald Wohlstand und Ansehen zu erwerben.
Die Juden, heißt es im Jahre 1850 bei Christian d'Elvert, besitzen hier wo sie nur zeitweilig toleriert wurden, keine Synagoge. Schon seit langer Zeit besteht bei dem Taubenkogel Wirtshaus in der Frauen Vorstadt eine im Jahr 1809 in ihrer radicirten Eigenschaft anerkannte Garküche, eine zweite wurde in demselben Jahr in der Spitalvorstadt errichtet diese war der Stadt zinspflichtig. (Gubdte. 24. Februar u nd 7 Juli 1809). 1858 wurde in Iglau ein jüdischer religiöser Verein gegründet, der später auch zu einer Gemeinde erhoben wurde. Das erste Bethaus errichteten die wenigen Juden bei dem sogenannten Taubenkogel neben dem Hotel Iglauer Hof im Jahre 1856. Es war dies eine kleine Betstube in einem Privathaus und reichte nur für wenige Andächtige. Durch die Freizügigkeit der damaligen Verfassung und der toleranten Behörden zogen immer mehr jüdische Familien in die wirtschaftlich aufstrebende Stadt und mit der Zeit musste zum Bau eines großen und modernen Tempels geschritten werden. Durch Sammlungen und Spenden aus allen größeren jüdischen Gemeinden der k.u.k. Monarchie wurde das notwendige Kapital aufgebracht und am 9. September 1863 konnte der Tempel feierlich eingeweiht werden.
Die Festrede bei der Einweihung hielt der Wiener Prediger Dr. Adolf Jellinek.
1896 musste der Tempel renoviert werden und bei der Gelegenheit zugleich mit einer Gasbeleuchtung versehen.
Im Zuge einer zweiten Renovierung von 1921 wurde die Gasbeleuchtung durch elektrisches Licht ersetzt.


.Rabbi Weiss

Juden wurden in Iglau schon im Jahre 1249 erwähnt

Iglauer Tempel
alter tempel Rabbi
jüdischer Friedhof

Auf dem jüdischen Friedhof in Iglau
fand 1968 die letzte Beerdigung statt.

Der Jüdische Friedhof in Jglau

wurde 1869 angelegt und die ältesten Grabsteine stammen auch aus diesem Jahr. Vor diesem Datum hat wurden die Toten in Puklice beerdigt. In den Jahren 1903 und 1904 wurde neben dem Eingang eine Trauerhalle im romanischen Stil nach einem Entwurf des Architekten Wilhelm Stiassny errichtet und dort gibt es auch ein Abteil für Kinder. Hier wird bis zum heutigen Tage bestattet. Die Konstituierung der Kultusgemeinde fand 1863 statt.

Im Laufe der Jahre wirkten als Kultusvorsteher: Elias Hellmann, Karl Turnowsky, Leopold Schnürmann, Adolf Lieblich, Simon Feldmann, Dr. Eduard Kraus. Der erste Rabbiner der jungen Gemeinde war der aus Ungarn stammende Dr. Joachim Jakob Unger. Nach seinem Ableben im Jahre 1912 trat Dr. Friedrich Weiss das Rabbinatsamt an. Ihm folgte Dr. Albert Schweiger und danach Dr. Arnold Grünfeld.

Im Jahre 1870 wurde auch eine Chewra Kadischa gegründet. Die Gemeinde hatte zahlreiche Stiftungen zu verwalten und eine Zahl jüdischer Vereine, wie den Frauenverein, den Jüdischen Volksverein ,,Theodor Herzl, die Jüdisch-akademische Ferialverbindung ,,Hasmonea“, den Sportverband ,,Makkabi, den Wanderbund ,,Blauweiss“. 1918 wurde auch ein Verband fortschrittlicher tschechischer Juden gegründet.Im Jahre 1896 zählte die Gemeinde 1.179 Juden, im Jahre 1921 waren es 1.180 Seelen und 1930 1.025 oder 3.3% der Gesamtbevölkerung der Stadt.

Die Jahre 1938 - 45 SHOAH

Nach der Sudetenkrise 1938 flüchteten viele Juden aus Iglau und am 28. April 1939 wurden die jüdischen Läden in der Stadt demoliert. Die Neue Synagoge hat in Iglau von 1863 bis 1939 existierte. Am 30. März 1939 wurde sie angezündet und ganz zerstört. Im 2. Kriegsjahr 1940 wurden die noch in Iglau verbliebenen Juden gezwungen die Stadt zu verlassen und in die Dörfer umzuziehen, in welchen sie zuvor gelebt hatten.Im Mai 1942 wurde die jüdische Gemeinde endgültig durch die Nazis aufgelöst und sämtliche Juden aus dem gesamten Umland Iglau's zusammengetrieben und über Třebíč nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert.
Nur 35 Trebitscher Juden, also etwa 10 %, überlebten den Holocaust. Die Synagoge aus dem 17. Jhd wurde, wie in vielen anderen Städtchen auch, als Betsaal für die tschechoslowakische Hussiten-Kirchengemeinde umfunktioniert. Die Einrichtung wurde in das Zentrale Jüdische Museum nach Prag übergeführt..

Gustav Mahler

Iglau war zwar nicht die Geburtstadt des weltberühmten Komponisten und Dirigenten. Trotzdem spielte diese Stadt in seinem Leben eine wichtige Rolle. Gustav wurde am 7. Juli 1860 in Kaliste/Kalischt geboren, das heißt in einem kleinen Dorf auf der Böhmisch-Mährischem Höhe. Sein Vater entschloss sich noch im selben Jahr zu einem Umzug in eine Stadt und wählte Iglau. Die Familie Mahler traf in dieser deutschen Stadt, der damals zweitgrößten Stadt Mährens, die ideale Bedingungen für die geplanten Handelsaktivitäten bot, im Oktober 1860 ein. Der Vater der Gastwirt Bernhard Mahler und dessen Frau Maria (geb. Hermann) erhielten zunächst eine Erlaubnis für das Hökergewerbe, aber später auch die Schankbewilligung für Bier, Schnaps und Wein und eröffneten in ihrem Haus schließlich eine Schankstube.

 

Wie sah Iglau im Jahre 1860 aus ? Wenn man Bedenkt, dass Bernard Mahler aus Kalischt nach Iglau kam, d.h. aus einem Dorf, dann ging er natürlich in eine große Stadt. Es war die ehemalige königliche Stadt, eine Stadt mit einem entwickelten Handel. Für die Juden, die bis zu jener Zeit nur beschränkte Möglichkeiten zu geschäftlichen Unternehmungen hatten, bedeutete die Stadt eine große Chance, sich in der Handels- und Marktwelt durchzusetzen. Das war wohl der Hauptgrund, warum der Vater nach Iglau ging. Es hatte jedoch auch für den jungen Gustav Folgen, der hier - wie man überall erzählt und schreibt - im Kindesalter, das meiner Meinung nach für die Entwicklung der Persönlichkeit entscheidend ist, Anregungen bekam, die ihn später prägten - sowohl positiv, als auch negativ." Es wird sehr viel über die Einflüsse des Aufenthalts in Iglau auf das spätere Schaffen Gustav Mahlers gesprochen. Die Anfänge der musikalischen Ausbildung, Impulse aus dem reichen musikalischen Leben Iglaus zu jener Zeit, aber auch die Wirkung der schönen Natur in der Umgebung von Iglau, auf die Mahler selbst später hingewiesen hat. Und auf der anderen Seite, war er natürlich durch die ziemlich komplizierte Beziehung der Eltern, durch die Tatsache, dass er in Iglau den Tod seiner Geschwister erlebte, stark beeinflusst.Von großer Bedeutung für die musikalische Entwicklung des zukünftigen Komponisten war das Iglauer Musikleben. An erster Stelle wäre da zu nennen, dass in Mahlers Jugend - als er etwa zehn Jahre alt war und zum ersten Mal in Iglau konzertierte - hier schon seit zwanzig Jahren ein städtisches Theater existierte. Es war eine sehr renommierte Bühne und man führte hier eine Reihe bedeutender Stücke auf, sowohl musikalische als auch Schauspiele, die in Wien gegeben wurden. Das war ein wichtiges Moment. Des Weiteren muss man in Betracht ziehen, dass Iglau als eine Garnisonsstadt eine sehr gute Militärkapelle hatte. Sie war aber anders als die heutigen militärischen Blaskapellen. Es spielten dort Musiker aus dem ganzen Spektrum der Musikinstrumente, d.h. die Militärkapelle präsentierte ernstere Kompositionen, nicht nur militärische Marsche. Und zudem kann man hier auf eine reiche Tradition der Meistersänger zurückblicken, die bis in die Renaissance zurückreicht. Im 19. Jahrhundert ging daraus die Tätigkeit des deutschen Musikvereins hervor, d.h. eines Männer-Gesangvereins. Die weltliche Musik war nur ein Bereich, den Iglau dem talentierten Knaben bot. Gustav konnte sich aber auch mit der sakralen Musik vertraut machen. Schon ein flüchtiger Blick auf die Stadt und ihre Türme verrät uns, dass es dort viele Kirchen gibt, deren Gottesdienste sicher nicht ohne Musik zelebriert wurden. Die musikalische Aktivität in den Iglauer Kirchen war sehr reich. Mahlers Mitschüler Fischer hatte einen Vater welcher als Regenschori in der St.-Jakob-Kirche wirkte. Und auch wenn wir kaum Belege dafür finden, gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die beiden jungen Freunde in die Kirche kamen, wo sich der junge Gustav mit der musikalischen Seite der katholischen Liturgie bekannt machen konnte. Und letztendlich konvertierte Mahler im Jahr 1897 zum Katholizismus.Bei dem kleinen Gustav kam schon in der frühen Kindheit eine außerordentliche Begabung zu Tage, um die sich zahlreiche Legenden ranken. Die eine erzählt davon, wie Gustav den Männerchor in der Iglauer Synagoge überschrie, dessen Gesang ihm nicht gefallen hat. Eine andere Geschichte schildert seine "Harmonika-Konzerte", die er als fünfjähriger Knabe für Frauen auf dem Iglauer Markt gab. Gustavs Fähigkeiten führten den ehrgeizigen Vater Bernard zur Überzeugung, dass sein Sohn ein großer Musiker wird. Er kaufte ein Klavier und besorgte ihm einen Musiklehrer. Zunächst gaben ihm jene Mitglieder der Stadtkapelle Klavierunterricht, die Mahlers Schenkstube besuchten. Später wurden renommierte Iglauer Musiker angestellt. Im Alter von nur 10 Jahren trat Gustav Mahler zum ersten Mal als Klavierspieler öffentlich auf. Sein erstes Konzert fand am 13. Oktober 1870 im Iglauer Theater statt. Am 10. September 1875 verließ Gustav Mahler die Stadt seiner Kindheitsjahre. Er schrieb sich im Wiener Konservatorium ein und verbrachte nur die Festtage und Ferien bei seinen Eltern. Er setzte ein Fernstudium am Iglauer Gymnasium fort und gab Konzerte für die Iglauer Bürger. Der Ertrag eines solchen Konzerts wurde dem Gymnasium für den Einkauf von Unterrichtshilfsmitteln gewidmet. U.a. auch diese Großzügigkeit verhalf Mahler dazu, dass er 1877 -bei seinem zweiten Versuch - das Abitur ablegte. Danach wurden seine Besuche in Iglau seltener. 1889 ließ er ein großes Denkmal auf dem Grab seiner Eltern auf dem jüdischen Friedhof in Iglau errichten. Man kann annehmen, dass er auch später zumindest kurze Stopps in Iglau einlegte, von einem weiteren Aufenthalt gibt es jedoch keinen Beleg.


In Iglau geboren ist Siegmund Werner, der engste Mitarbeiters Theodor Herzls, welcher sich große Verdienste um die zionistische Idee erworben hat.